
Emilia war im Team Maske für die Frisuren und Schminke der Darsteller:innen zuständig und beschreibt den Abend der Aufführung aus ihrer Perspektive.
Charline:
Der Klimawandel ist eins der großen Probleme unserer Zeit, weltweit müssen wir mit den Auswirkungen kämpfen. Was können wir tun, um unsere Erde zu retten?
In dem Märchen, „Die Regentrude", von Theodor Storm, gibt es eine scheinbar einfache Lösung: Man muss die Regentrude finden. Sie kann den Regen zurückbringen und dadurch die böse Feuerfrau besiegen. Maren und Andres machen sich auf die Suche nach der Regentrude, auch, damit Marens Vater, die beiden endlich heiraten lässt. Doch auf ihrem Weg begegnen sie nicht nur helfenden Händen, sondern auch Hitze und Zerstörung.
Ein dreiviertel Jahr lang haben wir Schülerinnen und Schüler aus der Theater AG Maren und Andres auf ihrer Reise begleitet. Zusammen mit unserer Regisseurin, Frau Hermenau, haben wir das Märchen weiterentwickelt. Welche Auswirkungen hat große Hitze auf die Umwelt? Und wie gehen Menschen mit solchen Veränderungen um?
Unser Ensemble war dieses Jahr so groß wie noch nie und es waren Schülerinnen und Schüler von Klasse 6 bis zur J1 dabei. Dadurch gab es viele verschiedene Ideen, wie wir unser Theaterstück weit über das eigentliche Märchen hinausführen konnten. Zu Beginn hingen die Ideen noch in der Luft, doch nach vielem Austauschen und Ausprobieren fügten sich Stück für Stück alle Teile zusammen. Genau wie die verschiedenen Szenen nach und nach zu einem Theaterstück wurden, wuchsen auch wir Schauspielerinnen und Schauspieler zu einem engen Ensemble zusammen. Nach den Weihnachtsferien, mit dem fertigen Skript in den Händen, begann das intensive Arbeiten am finalen Theaterstück. Texte wurden gelernt und die ersten lange Proben standen auf dem Programm. Mit Maske und Kostüm wurden die vielen unterschiedlichen Rollen sichtbar und mit der Technik, mit Licht und Musik, nahm das Stück auf der Bühne langsam seine richtige Form an.
Vor beeindruckenden Bühnenbildern spielten wir unsere letzten Durchlaufproben, diesmal schon vor kleinem Publikum. Aufregung und Vorfreude stiegen, bis es endlich so weit war. Hektisch wurden letzte Vorbereitungen getroffen und überprüft ob alle Requisiten am richtigen Platz lagen. Nach vielen Toi-toi-toi-Rufen konnten wir endlich vor großem Publikum zeigen, woran wir gearbeitet hatten. Dank unserer intensiven Rollenarbeit brachten wir viele, facettenreiche Figuren auf die Bühne und erlebten die spannende Reise von Maren und Andres zum letzten Mal. Voller Stolz und mit breitem Lächeln verbeugten wir uns schließlich und der Vorhang schloss sich. Damit verlassen wir nach langer Zeit, die magische Welt der Regentrude. Wir konnten das Publikum auf unserer Reise berühren und zum Lachen bringen und hoffentlich auch etwas zum Nachdenken anregen. Denn, obwohl die Lösung in unserem Märchen so einfach schien, weiß am Ende doch niemand, ob die Feuerfrau und damit die Hitze, wirklich besiegt werden konnte. Für eine Lösung, müssen wir in unserer Welt den Klimawandel stoppen und die Erde retten, sonst müssen wir uns wirklich fragen: Gibt es ein Happy End?
Charline Apfelbacher, 10b
Emilia:
Um 19 Uhr gingen die Lichter in der Festhalle des Blaulach-Gymnasiums in Kusterdingen aus, die ersten Töne schallten aus den Boxen, und der Vorhang wurde geöffnet. Jetzt begann für das Publikum das Eintauchen in eine andere Welt, doch für diejenigen, die das Schauspiel zum Leben erweckten und es mit Persönlichkeit füllten, hatte der Abend schon viel früher begonnen.
In einem Seitenflur der eigentlichen Turnhalle waren Tische an der Wand aufgestellt, auf denen Puder, Haarspray und Lidschatten in allen möglichen schillernden Farben ihren Platz fanden. Gegenüber saßen die Schauspieler*innen, die mit der Hilfe des Theaterteams mit jedem Pinselstrich mehr und mehr mit den wunderbaren Charakteren aus ihrer Geschichte verschmolzen. Die Luft war trotz des straffen Zeitplans und der Nervosität der Darsteller fröhlich und voller Aufregung, endlich auf die Bühne zu dürfen. Alle wollten zeigen, an was sie die letzten Monate mit vollem Herzen gearbeitet hatten. Es wurde viel gelacht, Frisuren und Make-up wurden mit Komplimenten versehen, und ab und an wurden noch einmal Sätze vor sich hin geflüstert.
Nach dem längeren Stillsitzen in der Maske, was für einige durch die Vorfreude nicht ganz so leicht war, wurde es jedoch schnell ernst, denn alle Schauspieler wurden auf die Bühne gerufen – und dort geschah aus der Außenperspektive betrachtet Magie. Man konnte förmlich sehen, wie sich die vielen Schüler einer nach dem anderen vollends in ihre Rolle einfühlten. Die einen mit einem strengen Blick, in dem nichts mehr von der Freude zu erkennen war, die vor wenigen Minuten noch im Flur geherrscht hatte. Andere sprangen breit lachend umher, umgeben von der eigens geschaffenen Realität. Es wurde sich eingesprochen, und nach dem letzten Mutmachen der beiden Leiterinnen Laura Hermenau und Katharina Sigler verschwanden alle hinter dem schweren Stoff des Vorhangs.
Die Darsteller waren ohne eine Spur zu hinterlassen verschwunden, was für die Besucher bedeutete, dass sie nun eintreten durften. Die Reihen füllten sich innerhalb kurzer Zeit bis auf den letzten Platz, sodass noch weitere Stühle aus den Garagen geholt werden mussten. Es dauerte eine Weile, bis jeder saß, doch dann gingen endlich die Lichter aus, und auf der Uhr stand der kleine Zeiger unmittelbar auf der 19. Das Gemurmel verstummte, die Musik begann, und ein Scheinwerfer wurde nach vorne gerichtet. Leise und anfangs etwas schüchtern traten die ersten Charaktere in Erscheinung. Die Augen aller richteten sich schlagartig gebannt auf das, was oben unter dem einzigen Licht passierte.
Schnell verlor man sich selbst in der erzählten Geschichte: Das Auftreten der Feuerfrau verursachte eine bizarre Kälte im Raum, wohingegen die Windkinder eine Leichtigkeit ausstrahlten, von der man sich leicht anstecken ließ. Das Auftreten der Regentrude brachte Erleichterung mit sich – und nicht zu vergessen das wunderschöne Duett, das bei vielen für einen der Gänsehautmoment sorgte.
Als ganz am Ende alle auf der Bühne standen, belohnte das Publikum sie mit einem mehr als verdienten, lauten Applaus. Ausnahmslos waren die Gesichter mit einem Strahlen bedeckt, doch hinter der Bühne wurde erst richtig die erfolgreiche Vorstellung gefeiert. Es wurde sich umarmt, gegenseitig gelobt und getanzt. Dieses Gefühl der Freude und Leichtigkeit ist einmalig und unbeschreiblich, wenn man es nicht selbst einmal erlebt hat.
Es war ein Abend voller Erfolg, an dem viel gelacht wurde. Doch hinter all dem Schauspiel und der erdachten bunten Welt mit all ihren einzigartigen Bewohnern steckt im Kern doch eine Frage, die uns auch in unserer Realität beschäftigen sollte. Selbst nachdem der Vorhang schon lange geschlossen war, die Lichter wieder an waren und die Darsteller zu ihren Familien liefen, blieb doch diese eine Sache unbeantwortet: Gibt es ein Happy End?
Ich glaube, diesen Satz muss jeder für sich selbst mit seinem Verhalten auf diesem Planeten beantworten. Doch ich glaube auch, dass ich noch einmal im Namen aller, die die Ehre hatten, im Publikum zu sitzen, Danke sagen kann – für diesen unvergesslichen Abend.
Emilia Speidel, 10b